Der Hinduismus stammt aus Indien. Er ist vielmehr eine besondere Denkweise als eine Weltreligion.
Jeder von uns hat schon einmal die Begriffe Karma und Dharma gehört. Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Dharma bedeutet Pflicht.
Vasudhaiva Kutumbakam – das ist eine indische Philosophie.
Vasudha bedeutet: die Mutter Erde; iva – wahrlich ist;
Kutumbakam – eine Familie
Dieser Ausdruck stammt aus den ältesten hinduistischen Schriften und bedeutet: die ganze Welt ist eine Familie und, dass alle zusammen halten sollen.
Wir Hindus gehen davon aus, dass jeder Mensch mit einer ganz individuellen Aufgabe auf die Welt kommt. Jeder hat dadurch sein Dharma.
In der hinduistischen Tradition spricht man, wenn es um das Zusammenhalten geht von Varnashrama-Dharma.
Varnashrama-Dharma ist ein Sanskritbegriff aus drei verschiedenen Wörtern:
Varna heißt die Färbung des Geistes, gemeint ist die Eigenschaft des Einzelnen.
Ashrama heißt in diesem Kontext Lebensalter oder Lebensphasen.
Dharma bedeutet Aufgabe, Pflicht, Verantwortung.
Das Varnashrama-Dharma zeigt auf,
dass verantwortungsvolles Kümmern um Andere eine gute Tat ist,
aber auch die Pflicht jedes Einzelnen, je nach seiner Eigenschaft.
Diese Verantwortung basiert auf der Tatsache,
dass die Welt auch ohne uns Menschen existieren und gedeihen könnte.
Wir Menschen allerdings können ohne die Tiere und die Natur nicht leben.
Wir Hindus würdigen diese gegenseitige Abhängigkeit.
Feste innere Bindungen sind daher notwendig.
Das ist das Gesetz der Natur.
Das ist die Verantwortung, die wir Menschen tragen.
Unsere verschiedenen Weltanschauungs- und Glaubensgemeinschaften
bieten einen Ort für Zusammenhalt.
Die religiöse Vielfalt unserer heutigen Zeit steht dabei nicht im Wege.
Ein friedliches Miteinander der Menschen
mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen ist möglich.
Wie können wir es bewältigen?
Wir brauchen nur jedem Andersdenkenden tolerant zu begegnen,
ihn akzeptieren und respektieren.
In unserer Gruppe „Dialog-der-Religionen“ begegnen sich in regelmäßigen Abständen unterschiedliche Menschen aus vielen Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen.
In dieser Gruppe lernen wir uns kennen, tauschen uns über unsere Weltanschauungen aus, akzeptieren uns gegenseitig, halten zusammen und praktizieren dies bewusst.
Was kann jeder Mensch tun?
Jeder Mensch soll mit seiner Varna, also seiner individuellen Eigenschaft, je nach seiner Möglichkeit, den Menschen oder Tieren oder der Natur dienen.
Das könnte die Freude sein, das könnte ein offenes Ohr sein, das könnte etwas Materielles sein, das könnte Zeit sein, das könnte ein Gebet sein, das könnte vieles sein.
Das ist Zusammenhalt!
Vanakkam
Dieser Vortrag wurde am 03.10.2020 am Marktplatz Ludwigsburg beim jährlichen Friedensgebet vorgetragen.