
Im Norden Indiens, lange vor unserer Zeitrechnung, regierte der gütige Kaiser Maharaja. Obwohl sein Reich aus vielen Königen und Fürsten bestand, kam es aufgrund menschlicher Natur immer wieder zu Streitereien. Diese Konflikte waren meist von Geltungsdrang geprägt und von Expansionsinteressen getrieben. Der Kaiser bevorzugte es, sie mit seinen Ministern beizulegen; wenn dies nicht möglich war, ersetzte er den betreffenden König oder Fürsten. Kaiser Maharaja versuchte, Kriege zu vermeiden und setzte auf Diplomatie, um das Glück seines Volkes zu bewahren.
Eines Tages geriet ein kleines, unbedeutendes Königreich namens Chinnur, das hinter den blauen Bergen lag, in den Fokus des Kaisers. Der dortige König erkannte die strategisch günstige Lage seiner Stadt und strebte nach Expansion. In den Bergen rund um seine Stadt wuchsen unter idealen klimatischen Bedingungen außergewöhnliche Heilkräuter und Früchte, während das fruchtbare Tal Lebensmittel höchster Qualität hervorbrachte. Ohne mit dem Kaiserreich abzusprechen, begann der Chinnur-König, neue Gesetze zu erlassen, seine Waren zu Höchstpreisen zu verkaufen und sich so eine Monopolstellung zu verschaffen.

Als sich die Beschwerden beim Kaiser häuften, beriet er sich mit seinen Ministern. Der Kriegsminister versprach, den König von Chinnur innerhalb von drei Monaten gefangenzunehmen. Andere Minister schlugen vor, den Chinnur-König als Exempel zu bestrafen, um weitere Rebellionen zu verhindern. Ein erfahrener, nachdenklicher Minister namens Buddhi, der fast alle Bereiche des Kaiserreichs kannte, äußerte zunächst keinen Vorschlag. Auf die Nachfrage des Kaisers lobte er die Vorschläge seiner Kollegen, wies jedoch darauf hin, dass ein Krieg und der anschließende Wiederaufbau Generationen dauern würden. Er schlug vor, den Chinnur-König zu überzeugen und an seine Pflichten als Teil des Kaiserreichs zu erinnern. Dabei sollte er aufzeigen, dass er seine Rechte und Privilegien verlieren könnte, wenn er sich nicht unterordnete.
Überzeugt von diesem Ansatz, beauftragte der Kaiser Minister Buddhi, die Störung aus dem schwer erreichbaren Königreich zu beheben. Buddhi bat den Kriegsminister, hunderttausend Soldaten für eine Machtdemonstration vorzubereiten, die in einem Monat auf den Bergen Präsenz zeigen sollte, ohne aggressiv zu wirken. Gleichzeitig wählte er junge, kräftige Menschen aus und bildete sie in den nahegelegenen Bergen, an Flüssen und in den Wäldern aus, wobei niemand den genauen Zweck ihrer Ausbildung kannte.
Nicht alle Minister waren von Buddhis Ernennung begeistert. Aus Neid berichteten sie dem Kaiser, dass Buddhi nicht nur Soldaten, sondern auch Schausteller, Künstler, Akrobaten, Köche und Handwerker für die Reise vorbereite und dies alles aus der Kriegskasse finanziere. Der Kaiser, der dem erfahrenen Minister vertraute, nahm dies lediglich zur Kenntnis.

Als Minister Buddhi die Reise antrat, begleiteten ihn nur ein paar Dutzend Krieger in ziviler Kleidung. Die übrigen Truppen setzten ihre Vorbereitungen in Kampfkunst und Schauspielübungen fort. Täglich brachen weitere Akteure mit Wagen voller Vorräte und Waffen auf. In Chinnur angekommen, gab sich Buddhi als wohlhabender Kaufmann aus der Hauptstadt aus, der sich in den Bergen vergnügen und Geschäfte machen wollte. Seine Begleiter kauften teure Gewürze und Kunstwerke. Sie veranstalteten Feste mit Gauklern, Magiern und sportlichen Aktivitäten, die das Volk von Chinnur begeisterten. Bald waren die meisten Geschäfte leer gekauft, und die Menschen waren angetan von den freundlichen Gästen.
Wie erwartet erfuhr der König von Chinnur von dem reichen Kaufmann und lud ihn in seinen Palast ein. Buddhi nahm die Einladung an und präsentierte sich als edler, umgänglicher Kaufmann. Er überreichte dem König Geschenke aus der Hauptstadt und berichtete, dass der Kaiser das Chinnur-Reich kenne und eine der bekannten ayurvedischen Kuren dort in Anspruch nehmen wolle. Obwohl der König zunächst skeptisch war, gewann Buddhi langsam sein Vertrauen. Subtil lehrte er ihn Wissen über Gemeinschaft, Zusammenarbeit und die Vorteile des gegenseitigen Gewinns. Buddhi versprach dem König eine freundschaftliche Beziehung zum Kaiser, von der Chinnur nur profitieren würde.

Inzwischen waren alle ausgebildeten Truppen aus der Hauptstadt nicht nur in Chinnur, sondern auch in den angrenzenden Städten als Gäste eingedrungen. Sie waren darauf vorbereitet, mögliche Ausschreitungen zu kontrollieren und im Notfall kämpfen zu können. Minister Buddhi, der inzwischen als gern gesehener Gast in Chinnur residierte, war bestens über alle Aktivitäten in der Region informiert. Als Geschäftsmann, der sich inkognito, Samudhaya Viyabaaran nannte, verlor er sein eigentliches Ziel nie aus den Augen. Ihm ging es nicht um Geld, sondern darum, seinem Land und seinem Volk zu dienen, auf das er sehr stolz war. Während andere ihre Macht durch Krieg oder Druck vergrößerten, hielt Buddhi Gewalt für einen Weg, der kein Glück bringt. “Zufriedenheit sollte das Ziel sein. Nur wenn der andere auch gewinnen kann, gewinnst du”, sagte er sich und handelte danach.
Das Potenzial in Chinnur war enorm, doch die Menschen waren traditionell eingestellt. Buddhi wollte, dass sie ein besseres, komfortableres und glücklicheres Leben führten und gleichzeitig das gesamte Kaiserreich davon profitierte. Er begann, die Produktion der Kräuter und Kunstwerke zu steigern, indem er sie aufkaufte und mit seinen inkognito operierenden Teams exportierte. Die regelmäßigen Exporte bereicherten das Königreich, erhöhten den Lebensstandard und machten die Bevölkerung gesünder. Buddhi besuchte unter dem Vorwand von Geschäftsreisen auch angrenzende Fürstentümer und Königtümer. Er hielt sich dabei stets im Hintergrund und schrieb den Erfolg der Gnade des Königs zu. Er informierte den Kaiser regelmäßig und bat ihn, Fürsten und Könige einzuladen und zu ehren, um deren Loyalität zu festigen.

Einmal schrieb Minister Buddhi seinem Kaiser, er solle einen Wirtschaftsministerposten schaffen, um die Staatskasse zu kontrollieren und Missbrauch zu verhindern. Es gab jedoch noch einen anderen Grund. Buddhi hatte erfahren, dass einige seiner Kollegen ihn vor dem Kaiser diskreditieren wollten, indem sie behaupteten, er bereichere sich heimlich als Kaufmann. Er schlug dem Kaiser deshalb vor, einen seiner Prinzen zum Wirtschaftsminister zu ernennen. Buddhi selbst sollte zum Hoflieferanten ernannt werden. Zunächst wunderte sich der Kaiser, da dies keine Beförderung für einen Minister war. Dann erkannte er Buddhis wahren Grund: Er wollte sich selbst unter Kontrolle bringen und gleichzeitig den Lebensstandard des ganzen Landes steigern. Mit den zusätzlichen Gewinnen schlug er dem Kaiser vor, die Militärausgaben zu erhöhen, um das Reich präventiv zu schützen und Macht zu demonstrieren, ohne Krieg zu führen, denn Krieg bedeutet immer einen Verlust für beide Seiten.