Es war einmal eine Frau namens Petra, die in der Stadt lebte und bekannt war als die “Pfand Petra”. Sie sammelte leere Flaschen und Dosen aus den Abfalleimern und an den Kiosken, um sie dann gegen Pfand Bons einzutauschen. Obwohl sie oft unterwegs war und eine bescheidene Art zu leben hatte, hatte sie eine freundliche Ausstrahlung und ein warmes Herz, wie die Leute in der Stadt sagten.
Sie war anders als die meisten Pfandsammler. Sie bettelte nie und tauschte die leeren Plastikflaschen immer an einem Automaten ein, um Lebensmittel mit den Bons zu kaufen. Und obwohl sie circa 60 oder 65 Jahre alt war, hatte sie immer eine große Plastiktüte dabei und schien mit den Menschen in der Stadt ein Gespräch zu führen, ohne dass jemand sie ignorierte oder wegschaute.
Nur ihre Nichte Lara zweiten Grades schämte sich für ihre Tante und wollte nicht mit ihr gesehen werden. Lara wohnte mit ihrer Familie im benachbarten Dorf und hatte ihre Tante nie richtig kennengelernt. Zu Familienfeierlichkeiten und an Weihnachten besuchte Petra ihre Verwandten im Dorf, war immer ordentlich gekleidet und brachte Geschenke mit. Obwohl die Verwandten von ihrer Pfand-Tätigkeit wussten, akzeptierten sie ihre Unabhängigkeit.
Eines Tages sprachen die Menschen in der Stadt über die Pfand Petra, weil sie nicht mehr auftauchte. Man fand sie in ihrer Gartenscheune schlafend, aber für immer. Die Nachricht vom Tod von Petra war ein Schock für ihre Verwandten und die Menschen in der Stadt. In der Zeitung stand ein Nachruf mit Aussagen von Menschen, die Petra kannten. Sie wurde als Mitglied der Gesellschaft erwähnt, die den Leuten immer gute Ratschläge gab, nie tratschte und nie eine Belastung war. Man vermisste sie.
Lara erfuhr von dem Tod ihrer Tante aus der Zeitung und war tief betrübt. Sie bedauerte, dass sie ihre Tante nie richtig kennengelernt hatte und dass sie sich für sie geschämt hatte. Sie erkannte, dass Petra eine besondere Persönlichkeit war, die von den Menschen in der Stadt geschätzt wurde, und dass ihre Pfand-Tätigkeit nur ein Teil von ihr war. Sie wünschte, sie hätte mehr Zeit mit ihrer Tante verbracht und sie besser kennengelernt.
Die Geschichte von Pfand-Petra lehrt uns, dass das Urteilen über Menschen aufgrund ihrer äußeren Erscheinung oder ihrer Lebensweise oft falsch sein kann. Man sollte sich Zeit nehmen, um die Menschen kennenzulernen, bevor man ein Urteil fällt. Außerdem zeigt die Geschichte, dass jeder Mensch einen besonderen Wert hat, unabhängig von seiner sozialen Stellung oder seiner Art zu leben.