Starthilfe fürs Schreiben

Jetzt hat sie endlich Zeit, das zu tun, was sie seit Jahren wollte: Anja will ihre Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen aufschreiben – für sich selbst, für ihre Kinder und für alle anderen, damit diese nicht dieselben Fehler machen.

Doch es gab immer Wichtigeres und Dringlicheres, sodass Tage, Wochen und Monate vergingen.

Vor einigen Wochen rief ich sie an, um sie nach einem Rezept für Austernpilz-Ragout zu fragen. Sie ist eine Gourmetköchin. Nebenbei erwähnte ich, dass sie in ihrem Buch auch einige Rezepte veröffentlichen könnte.

Sie seufzte und gab zu, dass sie noch nicht damit begonnen hatte. Ich schlug ihr vor, darüber zu schreiben, wie sie zufällig ein geniales Rezept für Auberginen entdeckt hatte. Sie bat mich, den Anfang der Geschichte zu schreiben und lieferte das Rezept dazu.

Lust dazu hatte ich allerdings nicht, also beauftragte ich KI damit. KI bedeutet übrigens, was viele nicht wissen, „Keine Intelligenz”.

Kurz nachdem sie die von der KI erstellte Geschichte gelesen hatte, rief sie mich an und dankte mir. Sie sei begeistert und erstaunt zugleich. Sie habe den Dreh raus und sei dabei, nicht nur das Rezept, sondern auch die Geschichte fortzuschreiben.

Dank „Keine Intelligenz”.


“Ich weiß einfach nicht, worüber ich schreiben soll”, sagt Anja am Telefon. Ihre Stimme klingt so leer wie die Seiten in ihrem Notizbuch.

Am anderen Ende der Leitung lächle ich. “Warte mal”, sage ich, “ich schicke dir etwas. Etwas… Unerwartetes.”

Ich wende mich an meinen Computer und tippe eine seltsame Anfrage an die künstliche Intelligenz: “Ein magisches Rezept, das die Kreativität weckt.”

Kurz darauf erscheint auf Anjas Handy ein Rezept. Es ist kein gewöhnliches Rezept, es ist eine Anleitung für “Mut-Muffins”, komplett mit einer kleinen Geschichte darüber, wie sie Zweifel vertreiben.

Einen Moment später klingelt mein Telefon erneut. Es ist Anja, und ihre Stimme sprüht vor Energie. “Das ist es!”, ruft sie. “Nicht das Rezept… die Idee!”

“Wenn eine Maschine eine Geschichte über einen Muffin erfinden kann”, sagt sie, “dann kann ich doch sicher eine über all die Dinge schreiben, die in meinem Herzen sind!”

Noch am selben Abend setzt sich Anja an ihren Schreibtisch. Das leere Notizbuch ist aufgeschlagen, aber diesmal tanzt ihr Stift über die Seite.

Worte fließen auf das Papier wie ein Fluss. Es sind Geschichten, die sie erlebt hat, Erfolge und Niederlagen, die zum Schmunzeln oder zum Nachdenken anregen. Sie schrieb und schrieb, unendlich viele Geschichten.

Tage später liest sie mir am Telefon einige Seiten vor. Ihre Stimme ist stark und klar, erfüllt von den Charakteren, die sie erschaffen hat.

Und ich lausche, lächelnd, denn die besten Geschichten kommen nicht von einer Maschine, sondern von einem Herzen, das endlich seine Stimme gefunden hat.

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